Typische Missverständnisse im Umgang mit kostenlosen Immobilienbewertungen

Im Internet findest du ja viele Angebote zu kostenlosen Immobilienwertrechnern oder auch Immobilienbewertungen. Diese werden meistens mit markigen Sprüchen, plakativ beworben.

Hier finden sich Slogans wie z.B. „Frage einen Immobilienexperten bevor du deine Immobilie verkaufst“, „Was ist deine Immobilie wert“, „Immobilien-Experte warnt: kein Verkauf vor…“, „Lohnt sich ein Immobilienverkauf in München noch?“, usw.

 

Was steckt da eigentlich dahinter?

Ganz einfach, das sind ganz stumpfe „Lead Generatoren“. Auf Deutsch bedeutet das Anfragen generieren. Letztendlich geht es nur darum neue Kunden zu finden, vor Allem auf der Eigentümerseite. Eine anonyme Abfrage oder Auswertung ist in der Regel nicht vorgesehen. Hast du deine Eingabe abgeschlossen, musst du am Ende deine Kontaktdaten abgeben, wenn du eine Auswertung erhalten möchtest. Wir finden das nicht so toll.

Wenn du das dann doch machst aus Neugier auf deinen Immobilienwert, erhältst du oftmals ein gut aufgemachtes Dokument, das mehr unnötige Daten enthält als nützliche.

Die Ergebnisse geben i.d.R. immer eine Spannbreite eines möglichen Verkehrswertes an.

Hier nur mal ein Beispiel für das Ergebnis einer gebrauchten Doppelhaushälfte am Standort München:

Es wird eine Spanne von 833.900 € – 1.190.200 € angegeben, das entspricht rund 30% Delta der Spannbreiten, bzw. einem Unterschied von 356.300 €!

Tipp: Wenn du genauer im Internet recherchierst kannst du aber auch anonyme, kostenfreie Bewertungen finden.

 

Wie kannst du das interpretieren?

Solche Auswertungen sind für jemanden geeignet, der sich auf seinem Immobilienmarkt gar nicht auskennt. So erhält man zumindest eine sehr ungefähre Preisorientierung. Mehr ist es aber dann auch nicht. Die Wertangaben speisen sich bei fast allen Datenbanken aus Verkaufsanzeigen. Beachten solltest du auch, dass es sich bei der Auswertung von Angebotspreisen handelt, die nicht mit den tatsächlichen Transaktionspreisen übereinstimmen müssen. Welche Kriterien für die Auswertungen herangezogen werden bleibt unklar und wie diese dann statistisch gewichtet werden. Bitte immer dabei beachten, wer wichtet, der dichtet!

 

Wo kommen die Daten für kostenlose Immobilienbewertung her?

Wie wir festgestellt haben, basieren diese „Lead Generatoren“ überwiegend auf der Basis von großen Immobilienportalen, die das als zusätzliches Geschäftsmodell entdeckt haben. Letztendlich ist das ja ein Abfallprodukt aus den ganzen Anzeigen die dort aufgegeben werden.

 

Welche Alternativen gibt es zu kostenlosen Immobilienbewertungen?

Wir verstehen natürlich, dass in der heutigen, schnelllebigen Zeit, jeder gerne sofort ein Ergebnis haben möchte. Anfragen dieser Art bekommen wir regelmäßig: „Können sie mal schnell sagen was meine Immobilie wert ist!“, oder „können Sie das mal schnell ausrechnen?“ Das Ganze soll dann möglichst nichts kosten. So leicht und einfach geht das natürlich nicht.

 

# 1 Alternative – kostenfrei

Du vergleichst selbst aktuelle Immobilienangebote, die mit den Kriterien deines Objektes am besten übereinstimmen. Das kannst du gut auf den einschlägigen Immobilien Angebotsportalen machen. Die Ergebnisse kannst du dann selbst auswerten. Hier wirst du wahrscheinlich zu einer konkreteren Preisvorstellung kommen. Das ist kostenfrei, braucht aber etwas Zeit. Das funktioniert aber nur dann, wenn genügend vergleichbare Angebote vorhanden sind.

Du kannst dir auch über den GREIX (German real Estate Index) eine Preiseauskunft zu deiner Immobilie abrufen. Die Datenbank ist noch nicht flächendeckend, aber die wichtigsten Städte sind  bereits abgebildet. Wir halten diese Datenbank für sehr gut, da hier auf tatsächliche Kaufpreise aus den jeweiligen Gutachterausschüssen zugegriffen wird.

 

# 2 Alternative – geringe Kosten

Du wendest dich an deinen Gutachterausschuss wo deine Immobilie liegt. Die Gutachterausschüsse führen nämlich Kaufpreissammlungen. Du kannst dort die Vergleichspreise für dein Objekt bestellen. Das ist um ein Vielfaches genauer, denn hier erhältst du tatsächlich bezahlte Kaufpreise mit Verkaufsdatum und andere relevante Vergleichsdaten. Das ist allerdings im Regelfall kostenpflichtig. Beim Gutachterausschuss München kostet das z.B. für bis zu 8 Vergleichsobjekten 250,00 €.

 

# 3 Alternative – mittlere Kosten

Du lässt dir von einem sachverständigen Gutachter eine sogenannte Desktop Bewertung erstellen. Diese basiert dann auf deinen Objekt Angaben, ohne einer Besichtigung. So etwas geht normaler Weise auch zeitnah, wenn die Angaben vollständig sind. Gewisse Unschärfen können hier jedoch immer noch vorhanden sein, aber der ermittelte Wert sollte dann schon relativ genau den Marktgegebenheiten entsprechen.

 

# 4 Alternative – höhere Kosten

Du beauftragst ein Kurzgutachten. Hier bekommst Du im Regelfall eine Bewertung, die mit einer Besichtigung deiner Immobilie einhergeht und den tatsächlichen Zustand deiner Immobilie berücksichtigt. So ein Kurzgutachten basiert dann auch auf Berechnungsmodellen für die Verkehrswertermittlung nach dem Baugesetzbuch mit den damit verbunden Vorschriften. In der Regel wird jedoch auf Begründungen der Wertansätze verzichtet.

 

# 5 Alternative – Hohe Kosten

Du gibst ein vollständiges Verkehrswertgutachten in Auftrag. Je nachdem wo deine Immobilie liegt kann das etwas Zeit in Anspruch nehmen. Dafür bekommst du aber einen sehr genauen Wert, der dann auch der Marktwert sein sollte. Regelmäßig werden solche Gutachten benötigt, wenn unabhängig auch gegenüber Dritten ein Verkehrswert nachzuweisen ist.